Chronik 2. BundeSliga

Saison 2015/2016

Von links nach rechts: Julia Bauer, Elena Oeder, Sarah Molner, Christina Stockhorst, Nadine­ Hofmann, Co-Trainer Gunnar Fischer, Benitta Quattlender, Lisa Wieder, Denise Kunicke­, Jennifer­ Jahn, Delia Cleve, Trainer Stefan Eidt, Christine Hesel, Verena Breidert, Ronja Grabowski, Sportlicher­ Leiter Volker Schulz
Es fehlen: Carla Weiß, Torwarttrainerin Laura Glaser, Physiotherapeutin Regina Leipi

Der 12. September 2015 ist jener besondere Tag, an dem eine neue Zeitrechnung für die TG Nürtingen beginnt. Erstmals in der Klubgeschichte tritt ein Team der Turngemeinde zu einem Zweitligamatch an. Die 24:33-Niederlage beim BSV Sachsen Zwickau zum Auftakt zeigt, welche Herkulesaufgabe auf die Spielerinnen und Trainer Stefan Eidt in der Premiere- Saison wartet. Zwei Wochen später der erste gewaltige Stimmungsbringer: die ersten Zweitligapunkte durch ein 27:25 beim Lokalrivalen TV Nellingen. Mit der fast unfassbar wirkenden Bilanz von 50:2-Punkten hatte sich die TG rund zwei Monate zuvor in überragender Manier den Drittligatitel gesichert sowie, fast schon nebenbei, zum dritten Mal den HVW-Pokal ins Klubhaus am Neckar geholt. Damit nicht genug. Zum ersten Mal wird der Baden-Württemberg-Pokal ausgespielt. Durch Siege gegen den TSV Birkenau und die SG Kappelwindeck- Steinbach wird das Triple zur Realität. Tag und Wochen, in denen jede Menge Material fürs Historienbuch der TG Nürtingen geliefert wird. Alle stehen unter Strom. Das Umfeld, die Spielerinnen. Um die routinierte Verena Breidert und Spielmacherin Julia Bauer findet sich das Nürtinger Team auch in den neuen Gefilden zunehmend besser mit den neuen Begebenheiten (wie zum Beispiel deutlich längere Anfahrtswege) zurecht. Im Kader wurde vor Saisonbeginn wenig experimentiert. Unter anderem kommt Torhüterin Christine Hesel aus Pforzheim, im Team finden sich bereits mit Lisa Wieder und Benitta Quattlender zwei Akteurinnen, die auch fast ein Jahrzehnt später immer noch das TGTrikot tragen werden. Angesichts von vier Absteigern sorgt jeder Punktgewinn für gesteigerten Optimismus. Am Ende der Runde reichlich Grund zur Ausgelassenheit: Die TG Nürtingen liefert mit dem elften Platz im Sechzehnerfeld und 26:34-Punkten eine blitzsaubere Bilanz im ersten Jahr der Zweitligazugehörigkeit ab. Zusatzpointe: Verena Breidert (294 Treffer) wird Torschützenkönigin der Zweiten Bundesliga. Große Aufholjagden, unerwartete Triumphe, bittere Niederlagen, schwere Verletzungen, ein letztendlich deutlich gesicherter Klassenerhalt – die Bilanz nach dem ersten Zweitligajahr enthält viel Gesprächsstoff im positiven wie negativen Sinn.

Saison 2016/2017

Jana Gläfke, Co-Trainer Gunnar Fischer, Christine Hesel, Benitta Quattlender, Lisa Wieder, Delia Cleve, Verena Breidert, Nicole Lederer, Lea Schuhknecht, Denise Kunicke, Trainer Stefan Eidt, Ronja Grabowski, Julia Bauer, Jennifer Jahn, Sportlicher Leiter Volker Schulz, Nadine Hofmann

Was für ein Plus schon vor Beginn der zweiten Zweitliga-Saison der TG Nürtingen, ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung: Die Gebäudewirtschaft der Stadt Nürtingen hat Geld in die Hand genommen, um allen den die Eisenlohrhalle nutzenden Vereinen würdige Bedingungen für das Catering und die Abläufe bei Veranstaltungen zu verschaffen. Auf der Hallen-Längsseite ist eine Küche entstanden, Lagerräume sowie ein Aufzug, mit dem die Halle nun barrierefrei erreichbar ist. Das Zweitligateam der TG Nürtingen startet mit drei Neuzugängen in die Runde: Lea Schuhknecht (Mainz-Bretzenheim), Jana Gläfke (Travemünde) und Nicole Lederer (Zwickau). Die Quintessenz der ersten Zweitligasaison, dass die TG-Spielerinnen in Sachen Tempo, Athletik und Spielverständnis durchaus mithalten konnten, sorgt bei Trainer Stefan Eidt und dem nur unwesentlich veränderten Kader für Zuversicht. Kein Zweckoptimismus, wie sich in der Saison herausstellt. Der Eingewöhnungsphase in der ersten Saison folgt eine selbstbewusste in der zweiten. Bevor die TG Nürtingen am 20. Mai 2016 als Tabellenvierte mit 35:25-Zählern über die Ziellinie geht, macht das Team auch in den Monaten zuvor vieles richtig. Auch das Thema Erstliga-Aufstieg ist nicht wegzudiskutieren. Zu Beginn der Runde allerdings noch nicht. Die TG startete vorsichtig, nach drei Spieltagen standen das Team von Stefan Eidt und der damals fast unveränderte Kader am Tabellenende.

Dann der Umschwung. Zum Abschluss der Hinrunde haben sich die TG-Spielerinnen auf Tabellenplatz fünf vorgearbeitet. Gegen Saisonende dann eine echte Konfliktsituation: steht die TGN auf einem Erstliga-Aufstiegsplatz. Die Machbarkeit einer Erstligazugehörigkeit wird in der Presse und im Umfeld ausgiebig diskutiert. Letztendlich wird durch den (nicht zum Aufstieg berechtigenden) vierten Tabellenplatz das Thema zu den Akten gelegt. Es bleibt eine herausragende Runde, die erst in der Saison 2023/2024 getoppt werden wird. Und das, obwohl durch ein fast schon dramatisches Verletzungspech dem TG-Team gegen Ende der Saison teils nur sieben Feldspielerinnen zur Verfügung standen.

Saison 2017/2018

Hintere Reihe von links: Co-Trainer Gunnar Fischer, Trainer Stefan Eidt, TW-Trainer Fabian König, Sportl. Leiter Volker Schulz, Christine Hesel, Delia Cleve, Nicole Lederer
Vordere Reihe von links: Verena Breidert, Denise Kunicke, Celina Meißner, Barbara Leibssle-Balogh, Yvonne Rolland, Anita Tischler, Julia Bauer, Lisa Wieder, Ana Petrinja, Teamärztin Sarah Sommer, Benitta Quattlender
Es fehlt: Nina Fischer

Die dritte Spielzeit in der Zweiten Bundesliga beginnt, und bei der TG Nürtingen gibt es ein weiteres Plus in Sachen Rahmenbedingungen. Nach dem viel gelobten Bau der Küche, Lagerräume und dem Einbau eines Aufzugs im Vorjahr, strahlen ab sofort LED-Leuchten in der Theodor-Eisenlohr-Halle. Die Modernisierung schreitet voran. Trainer Stefan Eidt hat derweil erfolgreich die A-Lizenz erworben und startet nach dem vierten Platz in der Vorsaison mit dem Team guter Dinge in die neue Runde.

Allerdings muss das Team ohne Lea Schuhknecht auskommen, die zum Erstligisten Frisch Auf Göppingen gewechselt ist. Neu im Team sind Nina Fischer, Ana Petrinja, Yvonne Rolland, Barbara Leibssle-Balogh und Celina Meißner.

Im Gegensatz zur Vorsaison, in der viele Partien fast spielerisch leicht von der Hand gingen, muss die TG Nürtingen in der Spielzeit 2017/2018 durch etliche Tiefs. Zu Saisonbeginn sieht die Situation noch sehr komfortabel aus: Drei Siege, ein Remis und eine Niederlage sind nach fünf Spieltagen gleichbedeutend mit Tabellenplatz vier. Doch die Talfahrt folgt zugleich. Vor der damaligen WM-Pause wird die TG auf Tabellenplatz neun durchgereicht.

Doch es gibt noch einen anderen Grund zur Sorge: Für den Etat der darauffolgenden Runde fehlt ein erheblicher Betrag zur Deckung. Nach dem ersten Schock folgt der Versuch, die Situation zu retten. Durch die Intervention des Teams und mit Hilferufen in den sozialen Medien werden Sponsoren mobilisiert. Schließlich treffen sich alle an einem „runden Tisch“, und am Ende turbulenter Tage ist der Etat gesichert.

Obwohl wegen der Unruhe an ein gezieltes Training kaum zu denken ist, gelingt es dem Team, mit einem 22:19-Sieg gegen Werder Bremen den sportlichen Klassenerhalt zu sichern. Dass danach die Luft raus ist und die letzten drei Partien verloren werden, wird angesichts des Ligaverbleibs zur Nebensache. Emotional wird es beim letzten Heimspiel: Die langjährige Spielführerin Verena Breidert wird verabschiedet, und auch Celina Meißner, Anita Tischler, Nicole Lederer, Yvonne Rolland sowie Barbara Leibssle-Balogh verlassen die TG.

Die Spielzeit geht als eine der aufregendsten in die Geschichte des TG-Handballs ein – und das nicht nur aus rein sportlicher Sicht.

Saison 2018/2019

Hintere Reihe von links: Trainer Stefan Eidt, Torwarttrainer Fabian Juhnke, Physiotherapeutin Jennifer Groß, 'Lisa Wieder, Benitta Quattlender, Nadine Hofmann, Carmen Siller, Julia Bauer, Lea Schuhknecht, Team Sportliche Leitung Simon Oeder
Vordere Reihe: Verena Breidert, Lenya Treusch, Christine Hesel, Nina Fischer, Stephanie Lukau, Delia Cleve, Denise Kunicke, Teamärztin Sarah Sommer, Sportlicher Leiter Volker Schulz

Die Saison beginnt ganz bitter. Nadine Hofmann, in der Aufstiegssaison eine wichtige Stütze, dann schwer am Knie verletzt, kommt zur TG zurück – und verletzt sich in einem Testspiel erneut. Die vermeintlich kleine Blessur stellt sich bei genauer Untersuchung als Riss des vorderen Kreuzbandes (dritte derartige Verletzung insgesamt) heraus. Monate später wird sie deshalb ihre Laufbahn beenden. Ein großes Problem für den nicht sonderlich großen Kader der TG Nürtingen (zehn Feldspielerinnen und zwei Torhüterinnen), zumal Ana Petrinja noch vor Rundenstart um Vertragsauflösung bittet.

Doch mit den Rückkehrerinnen Lea Schuhknecht und Verena Breidert (konnte wegen des Personalengpasses zum Rücktritt vom Rücktritt bewegt werden) sowie Neuen wie Carmen Siller und Lenya Treusch kommt Qualität. Das Ansinnen ist klar: Es soll keine Zittersaison geben, mehr als Tabellenplatz zwölf war herauszuspringen. Dies gelingt. Am Ende der Spielzeit steht die TG auf Tabellenplatz zehn, sichert sich bereits Anfang April per Sieg gegen die HSG Gedern/Nidda den Klassenerhalt. Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet eben Verena Breidert mit 186 Toren. Die TG steckt fast alles Negative weg. So fällt Lea Schuhknecht gleich zu Beginn der Saison für ein Vierteljahr wegen einer Fraktur im Unterschenkel aus, auch etatmäßige Rückraumlinks müssen die Nürtingerinnen somit rund ein Drittel der Saison überstehen.

Benitta Quattlender und Denise Kunicke verletzen sich gegen Rundenende schwer. Viele Probleme mehr, doch die Turngemeinde-Akteurinnen lassen sich nicht unterkriegen. Nur in acht von 30 Begegnungen steht Trainer Stefan Eidt der komplette Kader zur Verfügung. Tabellenplatz zehn wirkt nicht nur unter diesen Aspekten als Erfolg, sondern auch die Tatsache, dass die TG in etlichen Partien nur hauchdünn verliert. Die Ligatauglichkeit beweist sie nicht nur einmal in der Saison. Wie dünn das Eis für manche Klubs jedoch ist, zeigt das Beispiel des DJK/MJC Trier, der sich nach Insolvenzantrag aus dem überregionalen Geschehen zurückzieht. Im Jahr 2024 spielt der einstige Erstligist (Deutscher Meister 2003) in der Oberliga.

Saison 2019/2020

Hintere Reihe von links nach rechts: Lea Schuhknecht, Sarolta Selmeci, Teamärztin Sarah Sommer, Physio Maren Koch, Torwarttrainer Fabian Juhnke, Sportlicher Leiter Simon Oeder, Trainer Stefan Eidt, Abteilungssprecher Gunnar Fischer, Physio Jennifer Groß, Lenya Treusch, Delia Cleve
Vordere Reihe: Lisa Wieder, Anna Klotzbücher, Miriam Welser, Nina Fischer, Jesse van de Polder, Christine Hesel, Julia Bauer, Benitta Quattlender, Carmen Siller, Sara Kuhrt

Als die TG Nürtingen am 7. März 2020 das Derby gegen den VfL Waiblingen bestreitet, lässt sich schon erahnen, dass dieses Match am 22. Spieltag womöglich schon das letzte der Runde ist. In etlichen Teilen der Welt gibt es bereits Lockdowns, um die rasante Verbreitung des Coronavirus zu bremsen. Die TG spielt gegen die Waiblingerinnen 23:23, verteidigt durch das Remis gegen den Tabellenfünften mit 17:27 Punkten Position elf im Tableau.

Wenige Tage später wird die Saison zunächst unterbrochen, später abgebrochen. Die HBF legt fest, dass die beiden erstplatzierten Mannschaften der „Abbruch­tabelle“ (HL Buchholz 08-Rosengarten, SV Union Halle-Neustadt) in die Erste Bundesliga aufsteigen, es zudem sowohl aus dem Oberhaus sowie der Zweiten Bundesliga keine Teams absteigen. Da von den infrage kommenden Klubs in der Dritten Liga keiner eine Lizenz beantragt, werden kommende Saison 2020/2021 nur 14 Mannschaften in der Zweiten Bundesliga am Start sein. Der Pandemie­beginn sorgt auch bei der TG Nürtingen für viele Fragen. Keine Handball­spiele mehr, keine Veranstaltungen, keine Abteilungsversammlung, keine Sitzungen des Ausschusses und des Vorstands – und natürlich auch kein offizieller Trainings­betrieb in der Halle.

Noch ist bei der TG, wie auch in allen anderen Vereinen der Republik, unklar, welche Auswirkungen der eingestellte Spielbetrieb mit den ganzen Begleit­erscheinungen (wie fehlende Einnahmen) hat. Dann folgt kurz vor Sommer ein wichtiges Signal: auch in der Saison 2020/2021 wird mit einem Zweitliga­team geplant. Schnell zeigt sich: der Zusammenhalt ist groß. Ob Trainer, Spielerinnen, Sponsoren, weitere Unterstützer – mit Hilfe aller gelingt es, einen Etat aufzustellen, der auf einem festen Fundament steht.

Zudem ist eine Crowdfunding-Aktion der Volksbank, die die aktiven Mannschaften initiieren, ein großer Erfolg. Nur 22 von 30 Partien haben die Zweitliga-Handballerinnen der TG Nürtingen schließlich absolviert. Eine Saison, die unter sportlichen Gesichtspunkten eine zum schnellen Abhaken ist, in Sachen Außergewöhnlichkeit aufgrund der Pandemie jedoch eine ganz bemerkenswerte.

Saison 2020/2021

Hintere Reihe von links: Laura Maier, Nina Fischer, Delia Cleve, Lenya Treusch, Saskia Wagner, Alicia Schieche, Physio Jennifer Groß
Mittlere Reihe von links: Lea Schuhknecht, Laetitia Quist, Abteilungssprecher Gunnar Fischer, Torwarttrainer Fabian Juhnke, Trainerin Ausra Fridrikas, Sportlicher Leiter Philipp Henzler, Sara Kuhrt, Katarina Pandza
Vordere Reihe von links: Hannah Eisenbraun, Anna Klotzbücher, Lisa Wieder, Lena Schmid, Christine Hesel, Benitta Quattlender, Carmen Siller, Lena Zeller
Es fehlen: Physio Johannes Popp und Team-Ärztin Sarah Sommer

Große Veränderung am Regiepult: Trainer Stefan Eidt hat die TG Nürtingen zum Ende der vergangenen Saison verlassen, mit Ausra Fridrikas übernimmt eine ehemalige Welthandballerin (1999) das Coaching beim Zweitligisten. Nach der abgebrochenen Saison wartet auf die Nürtingerinnen erneut viel Ungewissheit. Der Ligabetrieb startet Anfang September zumindest mit Einschränkungen. Es gibt Hygienekonzepte, die Anzahl der Zuschauerinnen und Zuschauer ist reduziert, in vielen Bereichen (auch auf den Tribünen) herrscht Maskenpflicht.

Auch die TG kann mit zwei Partien vor Publikum starten, dann greifen verschärfte Auflagen. So kommt es zu kuriosen Szenen bei den folgenden TG-Heimpartien in der Theodor-Eisenlohr Sporthalle: außer dem Busfahrer des gegnerischen Teams und ein, zwei Pressevertretern herrscht auf den Rängen gähnende Leere. Die Partien werden allerdings live im Internet übertragen, bei manchem TG-Match klicken sich bis zu 1000 Leute rein. Doch die Herausforderungen in dieser zweiten Pandemie-Spielzeit bleiben gewaltig. Fehlende Zuschauereinnahmen und fehlende Veranstaltungen reißen Lücken. Auch dank der Solidarität seitens der Sponsoren und Gönner kommt es dazu, dass die TG in ihrer sechsten Zweitligasaison den Betrieb aufrechterhalten kann.

Sportlich läuft es anfangs für die Nürtingerinnen gut, das Team mischt in der vorderen Tabellenhälfte mit – dann folgt ein Tief. Im November 2020 trennt sich die TG von Trainer Fridrikas, Simon Hablizel übernimmt die Aufgabe. Einer aus der Region. Die TG Nürtingen belegt im Zweitliga-Abschlussklassement mit 20:32 Zählern Tabellenplatz zehn. Der Ligaverbleib steht schon Wochen vor Torschluss fest. Die Zahl der Direktabsteiger war sowieso auf zwei Teams reduziert, weil die Liga zur kommenden Saison wieder auf 16 Mannschaften erhöht wird.

Eine ganz traurige Nachricht aus Ungarn erreicht die TG Nürtingen im September 2020, wenige Tage nach Saisonbeginn. Sarolta Selmeci, die alle im Team „Charly“ nannten, verliert ihren Kampf gegen den Krebs. Die Akteurin der TGN stirbt in ihrer Heimat im Alter von 28 Jahren. Es sind Momente, die den Sport in den Hintergrund treten lassen.

Saison 2021/2022

Hintere Reihe von links: Abteilungsleiter Gunnar Fischer, TW-Trainer Mario Čečavac, Lea Schuhknecht, Teamärztin Leonie Oßwald, Leonie Dreizler, Trainer Simon Hablizel, Sportlicher Leiter Philipp Henzler
Mittlere Reihe: Hannah Eisenbraun, Lenya Treusch, Kerstin Foth, Sara Kuhrt, Carolin Henze, Lisa Wieder
Vordere Reihe: Vivien Natalello, Julia Bauer, Lena Schmid, Christine Hesel, Benitta Quattlender, Delia Cleve
Eingeklinkt: Nina Fischer und Betreuer Simon Schipper

Die siebte Saison der TG Nürtingen in Liga zwei ist die dritte in Zeichen der Corona-Pandemie, denn noch sind nicht alle Auflagen vom Tisch. Die Verantwortlichen im Klub nutzen die schwierigen Zeiten, um sich neu aufzustellen. Ein aus sieben Personen bestehendes Organisationsteam rund um die Zweitliga-Mannschaft soll dafür sorgen, dass Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden. Nicht nur das: Diese klaren Strukturen sollen das Erreichen des Ziels, das Etablieren in der Zweiten Bundesliga inklusive einer gesunden Vereinsstruktur, unterstützen.

Trainer Simon Hablizel, im Herbst des vergangenen Jahres eingestiegen, kann erstmals als TG-Coach auch eine Vorbereitungsphase auf eine Zweitligarunde starten. Dies tut er mit großem Enthusiasmus, er arbeitet viel im spiel­taktischen Bereich. Es folgt eine Saison, die mit 30:30 Punkten und Tabellenplatz sieben für das bis dahin zweitbeste Saisonendergebnis der TG Nürtingen in der zweithöchsten deutschen Spielklasse sorgt. Das Team bleibt im Vergleich zur Vorsaison weitgehend zusammen. Mit Kerstin Foth verpflichtet die TG unter anderem eine wurf- und nervenstarke Akteurin, die Akzente setzt und später noch setzen wird. Sie kommt vom Ligakonkurrenten SG H2Ku Herrenberg, ebenso wie Carolin Henze. Die routinierte Akteurin gehört 2012 zum Erstliga-Aufstiegsteam des TuS Metzingen, für den sie damals auch in der Ersten Liga spielte.

Die Mischung im TGN-Team scheint zu passen. Besonders das Heimspiel gegen Solingen-Gräfrath wird zu einem echten Highlight. Der Meisterschaftskandidat kommt ins Straucheln, verliert am 16. April nicht nur mit 28:34 in der Theodor-Eisenlohr Sporthalle, sondern muss danach seine Aufstiegsambitionen zeitnah abhaken. Jenen Aufstieg sichert sich ein Lokalrivale der TG Nürtingen, der VfL Waiblingen. Dem Klub von der Rems gelingt nach 38 Jahren der Wiederaufstieg ins Oberhaus. Für die Nürtingerinnen hat dies ein ganz besondere Folge: In der kommenden Spielzeit gibt es ein lukratives schwäbisches Derby weniger.

Saison 2022/2023

Hintere Reihe von links: Abteilungsleiter Gunnar Fischer, Teammanager Simon Schipper, Lisa Wieder, Nina Fischer, Maileen Seeger, Carolin Henze, Assistenztrainer Sem Schade, Trainer Simon Hablizel
Mittlere Reihe: Physiotherapeut Patrick Walker, Lea Schuhknecht, Sara Kuhrt, Lenya Treusch, Vivien Natalello, Amelie Bantleon, Kerstin Foth, Leonie Dreizler, Teamärztin Kathleen Andrä
Vordere Reihe: Hannah Hönig, Christine Hesel, Benitta Quattlender, Bettina Woike, Hannah Eisenbraun
Eingeklinkt: Torwarttrainer Mario Čečavac, Sportlicher Leiter Philipp Henzler

Die Vorarbeit für die neue Saison wird bereits im Dezember 2022 geleistet. Nahezu die komplette Mannschaft verlängert die Verträge, sorgt damit für personelle Kontinuität. Mit Delia Cleve beendet im Sommer eine Akteurin ihre Zweitliga-Laufbahn, die seit 2008 dem Verein angehört. Für ein kurzes Intermezzo wird sie allerdings im Laufe der Runde nochmals auf den Platz zurückkehren.

Die Spielzeit 2022/2023 wird eine der ganz großen Emotionen. Der Abstieg droht. Die Vorrunde läuft absolut ordentlich, versehen mit Highlights wie den Sieg über die Spreefüxxe Berlin und einem Remis gegen Titelkandidat Frisch Auf Göppingen in einer nahezu ausverkauften Theodor Eisenlohr-Halle. Dann gerät das Team von Simon Hablizel in einen extremen Abwärtstrend. Negativer Höhepunkt ist die 22:33-Heimniederlage am 30. April 2024 gegen die Kurpfalz Bären Ketsch. Cheftrainer Simon Hablizel wird freigestellt, für die entscheidenden letzten vier Partien übernehmen Vetti Wager und Ex-Kapitänin Delia Cleve. Der Schritt trägt ganz konkrete Früchte: Mit Siegen über Bremen und Herrenberg verschafft sich die TG Luft im Ligakeller, trotz zweier noch folgenden Niederlagen retten sich die Nürtingerinnen über die Ziellinie.

Das Ticket für die neunte Zweitliga-Saison ist in der Tasche. Für das Duo Wagner/Cleve endet mit der letzten Partie gegen die HL Buchholz 08-Rosengarten eine Mission, die manche zuvor für eine „Mission impossible“ hielten. Die Abschlusszahlen für die TG Nürtingen nach einer nerven- und kräftezehrenden Spielzeit: Tabellenplatz 13 und 21:39 Punkte – das bisher schwächste Abschneiden in der zu diesem Zeitpunkt achtjährigen Zweitligazugehörigkeit.

Der Blick auf die kommende Spielzeit lässt nachdenklich werden: Durch die Reform der Ersten Bundesliga (Reduzierung der Mannschaften von 14 auf 12) wird die kommende Zweitliga-Runde mit einem verschärften Abstieg durchgeführt. Vier Teams müssen direkt in die Dritte Liga runter, der Tabellenfünftletzte muss in die Relegation gegen einen Drittligisten. Noch ein Grund, die Saison 2023/2024 mit höchster Konzentration anzugehen.

Saison 2023/2024

Hintere Reihe von links: Sportlicher Leiter Philipp Henzler, Torwarttrainer Serdal Ecin, Nina Fischer, Natalie Natalello, Lisa Wieder, Lenya Treusch, Physiotherapeut Patrick Walker, Teammanager Simon Schipper
Mittlere Reihe: Trainer Manel Cirac, Kerstin Foth, Lea Schuhknecht, Leonie Dreizler, Annika Distel, Backoffice Fabian König
Vordere Reihe: Hannah Hönig, Benitta Quattlender, Christine Foth, Rena Keller, Marie Beddies, Maileen Seeger

Die TG Nürtingen wird zum Dino. Länger als die Turngemeinde ist in der HBF-Historie kein Team ununterbrochen in der Liga unterwegs. Die neunte Saison steht an. Manel Cirac, er wohnt in Nürtingen, wird zu Beginn der Runde Nachfolger des Coach-Duos Veit Wager/Delia Cleve, das in der Vorsaison die Nürtingerinnen zum Klassenerhalt führt.

Passend zum Rekord liefert die TG die bislang beste Zweitliga-Spielzeit ab. Tabellenplatz vier (Topwert aus der Saison 2016/2017 eingestellt) sowie mit 37:23-Punkten einen neuen Zählerbestwert. Bereits Ende April laute die gerne gelesene Zeitungsschlagzeile: „Klassenerhalt gesichert“. Der neue Coach bringt nicht nur neue Ideen und neuen Schwung mit, sondern auch viel Erfahrung. Er war als Kreisspieler Drittligakteur in Deutschland sowie Erstligakteur in der spanischen Liga. Nebenbei baut er seine Trainerkarriere mit Stationen in Spanien und Deutschland kontinuierlich auf.

Was das Team in der ersten Saison unter der Cirac-Regie abliefert, sorgt häufig für Glanz in den Augen der Fans. Die Turngemeinde gewinnt die ersten drei von vier Begegnungen, den einzigen Punktverlust gibt es gegen den späteren Meister Frisch Auf Göppingen beim 30:30 in der Theodor-Eisenlohr-Halle vor über 500 Zuschauerinnen und Zuschauern. Nur die Trips in den hohen Norden schmecken nicht. Niederlagen beim späteren Absteiger TSV Nord Harrislee, bei Werder Bremen und Buchholz 08-Rosengarten bezeugen den Trend. Just die Niederlage in Bremen am 4. November des vergangenen Jahres löste die einzige kleine Ergebniskrise der gesamten Runde mit drei Pleiten am Stück aus.

Nur eine Momentaufnahme. Die TG Nürtingen turnt auf Strecke im Bereich der Tabellenpositionen fünf bis sechs, rückt zum Finale auf Tabellenplatz vier im Schluss­tableau vor. In einer anderen Wertung steht eine TG-Akteurin ganz oben: Kerstin Foth sicherte sich mit der fulminanten Bilanz von 237 Treffern zum Abschluss ihrer Karriere die Torjägerinnenkrone der Zweiten Handball-Bundesliga. Was für ein beeindruckender Abschluss einer Laufbahn.

Neben Kerstin Foth beenden auch Keeperin Christine Foth, seit dem Zweitligaaufstieg dabei, sowie Lea Schuhknecht die Laufbahn.

Saison 2024/2025

Hintere Reihe von links: Abteilungsleiter Gunnar Fischer, Teammanager Simon Schipper, Lea Walter, Leonie Dreizler, Nora Erhardt, Trainer Manel Cirac, Sportlicher Leiter Philipp Henzler
Mittlere Reihe: Lenya Treusch, Annika Distel, Nele Nusser, Sophie Leenen, Rena Keller, Michelle Schäfer, Lisa Wieder, Torwarttrainer Florian Smykalla
Vordere Reihe: Marie-Christine Beddies, Britt van der Baan, Benitta Quattlender, Maileen Seeger, Carlina Luft, Julia Symanzik, Lisa Fuchs
Es fehlt: Elisa Thoma

Eine runde Sache, denn die zehnte Zweitligasaison für das Frauenteam der TG Nürtingen der Zweiten Bundesliga steht auf dem Programm. Die Liga wird im Sommer ordentlich durchgemischt. Gleich drei Erstligaabsteiger (Union Halle-Neustadt, HSV Solingen-Gräfrath, HSG Bad Wildungen) kommen wegen der Liga-Reform hinzu, mit TG-Lokalrivale Frisch Auf Göppingen entschwindet ein Publikumsmagnet in der Theodor Eisenlohr-Halle als Zweitligameister Richtung eine Etage höher. Da Ex-Zweitligist SG Schozach-Bottwartal in der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga scheitert, bleiben für die TG Nürtingen unter lokalem Blickwinkel in dieser Runde noch württembergische Duelle mit Ex-Erstligist VfL Waiblingen.

Die TSG Mainz-Bretzenheim kehrt in die Zweite Liga zurück, der Bergische HC hat mit seinem Frauenteam erstmals in der Klubgeschichte dieses hohe Level erreicht. Coach Manel Cirac geht in seine zweite Saison am Neckar, an seiner Seite wirkt mit Florian Smykalla ein neuer Torwarttrainer, der allerdings in der Region bestens bekannt ist. Der Kader für die Saison 2024/2025 steht für personellen Umbruch. Die Abgänge der Routiniers Kerstin Foth, Christine Foth, Lea Schuhknecht, Nina Fischer sowie den aufstrebenden Akteurinnen Lotta Gerstweiler und Vivien Natalello sorgen für eine Zäsur, andere Neuverpflichtungen wirken für viel Zuversicht.

Für die Rechtsaußen-Position läuft Britt van der Baan per Zweifachspielrecht (sie ist auch bei Frisch Auf Göppingen im Kader) auf. Auch neu die Keeperinnen Sophie Leenen (TuS Steißlingen) und TG-Eigengewächs Elisa Thoma, des Weiteren Julia Symanzik (Bad Wildungen), Nele Nusser (HSG Stuttgart/Metzingen II), Michelle Schäfer (TSV Haunstetten), Nora Erhardt (Frisch Auf Göppingen II) und die U20-Nationalspielerin Lisa Fuchs (HC Erlangen). Lea Walter und Carlina Luft rücken nun fest in den Zweitligakader auf. Die Abstiegsregel (nur drei statt vier Direktabsteiger) ist im Vergleich zur Vorsaison entschärft. Anfang Juli beginnt das Zweitligateam mit der Saisonvorbereitung für eine Runde, die 30 Partien und eine Menge Unwägbarkeiten beinhaltet.

Allgemeine News