2. Bundesliga, Frauen:
Diskussionen um neue Regeln
Reglementierte Kommunikation im Handball
Seit Beginn der aktuellen Handballsaison dürfen Trainer in den ersten und zweiten Bundesligen während des laufenden Spiels nicht mehr mit den Schiedsrichtern sprechen. Diese Regel, eingeführt vom Deutschen Handballbund (DHB), soll den Spielfluss fördern und die Schiedsrichter entlasten. Doch gerade die Trainer empfinden die Einschränkung oft als frustrierend, da ihnen die Möglichkeit genommen wird, Entscheidungen während des Spiels zu hinterfragen oder nachzuvollziehen.
Manel Cirac, Trainer des Zweitligisten TG Nürtingen, musste dies kürzlich selbst erfahren. Eine Woche nach seinem Abschluss des EHF-Master-Coach-Kurses, bei dem die Bedeutung von Kommunikation mit den Unparteiischen betont wurde, stand er selbst ratlos an der Seitenlinie. „Die besten Schiedsrichter Europas haben uns vermittelt, dass wir wieder mehr kommunizieren müssen“, berichtete Cirac. Umso größer war seine Enttäuschung, als er beim Spiel gegen den ESV Regensburg auf wenig Austausch mit den Schiedsrichtern traf und für seine Emotionalität sogar eine Gelbe Karte sowie eine Zwei-Minuten-Strafe erhielt.
Cirac formulierte seine Kritik deutlich: „Wir bringen als Verein und Mannschaft Respekt entgegen. Das sollten wir auch von den Schiedsrichtern erwarten.“ Mit dieser Forderung steht er nicht allein. Auch Katrin Schneider, Trainerin des Nürtinger Gegners TSG Mainz-Bretzenheim, hält die aktuelle Regelung für problematisch: „Eine kurze Erklärung während des Spiels sollte möglich sein. Kommunikation ist essenziell in unserem Sport.“
Der DHB hingegen sieht die Maßnahme als notwendig an, um das ohnehin schnelle und komplexe Spiel nicht weiter zu belasten. Schiedsrichter-Lehrstabsmitglied Jürgen Rieber erklärte: „Während des Spiels fehlt die Zeit für Diskussionen. Wir möchten, dass die Trainer das akzeptieren.“ Er verweist darauf, dass diese Praxis auf internationaler Ebene, etwa in der Champions League, längst etabliert ist. Der DHB habe hier nachgezogen, um auch die Schiedsrichter besser zu schützen.
Trotzdem gibt es noch Herausforderungen in der Umsetzung. Trainer bemängeln, dass sie sich oft ignoriert fühlen und keine ausreichenden Informationen zu den getroffenen Entscheidungen erhalten. Gunnar Fischer, Abteilungsleiter der TG Nürtingen, berichtet von einer unbefriedigenden Antwort der Schiedsrichter während einer Auszeit. Auch er wünscht sich mehr Fingerspitzengefühl und Dialog.
Rieber räumt ein, dass die Regelung noch nicht perfekt umgesetzt wird, sieht den DHB aber auf einem guten Weg. „Es braucht Zeit, um solche Änderungen zu etablieren“, sagt er. Das Thema bleibt jedoch aktuell und wird bei einer Fortbildung aller Bundesliga-Schiedsrichter im Januar erneut diskutiert. Ziel ist es, eine Balance zwischen Respekt, Transparenz und Spielfluss zu finden.
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